Heinrich Wolf als Historiker
Das Archiv von Heinrich Wolf enthält nicht nur eigene Aufnahmen. Es existiert auch eine umfangreiche Sammlung historischer Fotos.
Heinrich Wolf hat eine Vielzahl an Artikeln für verschiedene Medien geschrieben und dafür gerne und oft eigene Forschungen durchgeführt und diese dann mit seinen eigenen Fotos bebildert.
Der hier dargestellte Artikel über das Ende der Weinberge in Horchheim erschien 1965 in der Horchheimer Kirmeszeitung.
Durch diesen Artikel hat Heinrich Wolf erstmals die Bekanntschaft von Herr Hans Josef Schmidt, dem späteren Leiter des Stadtarchivs Koblenz, gemacht. Beide haben sich sehr geachtet und gemocht.
Seit 1967 war Heinrich Wolf mir viele Jahre ein treuer “Archivbegleiter”.
Kennengelernt haben wir uns im damaligen Staatsarchiv bzw. im heutigen Landeshauptarchiv Koblenz. Sein Name war mir aber schon vorher bekannt, weil er in der Hochheimer Kirmes-Zeitung 1965, in deren Redaktion ich mitarbeitete, einen Beitrag mit dem Titel “Das Ende der Horchheimer Weinberge” veröffentlicht hat. Als ich 1974 mit dem Aufbau und der Leitung des Stadtarchivs Koblenz beauftragt wurde, war Heinrich Wolf mein Ansprechpartner, wenn es um Fotos zur Geschichte von Koblenz ging.
Der Grundstock des heute sehr umfangreichen und für die historische Forschung so wichtigen Fotoarchivs im Stadtarchiv ist zum großen Teil seiner Großzügigkeit zu verdanken. In Erinnerung bleiben mir viele interessante Gespräche. Sein ausgeprägtes Interesse an der Stadtgeschichte, seine Freundlichkeit, seine Hilfsbereitschaft und seine Herzlichkeit haben mich immer fasziniert. Er war nie ein Mann der lauten Töne.
Irgendwie hatte ich manchmal den Eindruck, als ob er nur für andere da sein wollte. Sein verschmitztes, aber doch auch markantes, manchmal fast “verinnerlichtes” Lächeln wird mit immer in Erinnerung bleiben. Mit seinen Fotos hat Heinrich Wolf seiner Vaterstadt Koblenz ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen.
Hans Josef Schmidt, Leiter des Stadtarchivs Koblenz i. R., 2019
Das Ende der Horchheimer Weinberge
Der Wortlaut des Artikels von 1965:
“An den Hängen der Horchheimer Gemarkung zogen sich in früheren Jahren viele Weingärten hin, die ihren Besitzern in jedem Jahr teils guten, teils schlechten Wein brachten.
Eine der guten Lagen soll die ,,In der Höll” gewesen sein. Am 25. Februar des Jahres 1777 wurde von dem kurfürstlichen Schultheiß zu Horchheim, Johannes Windrich, und dem Gerichtsschöffen Jacob Ferbrich auf Geheiß der erzbischöflichen Kellerei zu Ehrenbreitstein die Schätzung eines Weinberges vorgenommen, den der Hofkammerrat de Garovelle gegen einen „ Trittel-Weinberg” eintauschen wollte. Sie bescheinigten, daß sie de Garavelle seinen eigentümlichen Weinberg „Auf der Höllen” in Augenschein genommen und gezählt haben. „Der eine ist halb jung und hat 1100 Stöck, der andere gantz jung und hat 750 Stöc.k. Zusammen 1850 Stöck.”
Am 24. Mai 1787 wird von der Kellerei festgestellt, daß von den 120 Trittel-Weinbergen in der Gemeinde Horchheim und Niederlahnstein die Marksteine fehlen. Kellner von Bachoff weißt in einem Schreiben auf die Nützlichkeit der Absteinung mit kurfürstlichem Wappen hin, wie die Erfahrung der Hofkammer in der Gemarkung der Herrschaft Urbar und Vallendar erst kürzlich gezeigt habe, und bittet untertänigst um gnädigste Entschließung die 120 Steine anschaffen „zu törfen”.
Im allgemeinen scheinen die Horchheimer Weinberge nicht die besten gewesen zu sein. Conrod Schwang, kurfürstlicher Hofmann zu Horchheim zeigt an, “daß er ferner nicht gesinnet sei die kurfürstlichen Weinberge zu bebauen, indem er anderswo sein Brodt besser verdienen könne.” Die Hofkammer mußte sich nach einem anderen Hofmann umsehen, den sie auch bald fand. Aber bedingt durch die „anhaltende Theuerung” und höhere Forderungen der Taglöhner mußte sie die Weinberge unter besseren Bedingungen neu verpachten.
Am 24. Mai 1789 machte der kurfürstliche Kellner in Ehrenbreitstein eine Eingabe an die Hofkammer. In ihr schlägt er vor, die alljährlich dem Frost ausgesetzten Weinberge, die in der Gemeinde Horchheim dem Rhein zuliegen, durch allerhöchsten Befehl auszurotten. Im gleichen Jahr werden alle Stöcke auf dem Boden abgeschnitten und so fällt die Weinlese für zwei Jahre aus. Daraus zieht der gehorsamste Kellner von Ehrenbreitstein die Folgerung, daß der Wein der Horchheimer Lagen in dieser Pflege schlecht sei, und der Kurfürst einen größeren Nutzen habe, wenn er die Weinberge in Feld umschaffen ließe, um sie für sechs Jahre zu verpachten.
Der Kurfürst und Erzbischof scheint diesem Vorschlag seine Zustimmung gegeben zu haben, denn am 25. April 1789 läßt der Kellner von Bachoff einen Befehl ausstellen der in Pfaffendorf und Horchheim „pupliciert” werden mußte. Darin wurde den Bürgern der beiden Gemeinden mitgeteilt, daß am zukünftigen Montag., dem 27. April, die vier im Niederweg gelegenen kurfürstlichen Weinberge auf sechs Jahre unter “annehmlichen Bedingungen an die Mehrbietenden des Nachmittags um zwey Uhr auf dem Rathaus in Horchheim versteigert würden.” Die beiden Schultheissen, Johannes Windrich von Horchheim und Jacob Staudt aus Pfaffendorf haben den Befehl abgezeichnet. Die annehmlichen Bedingungen waren unter anderem, daß der Ansteigerer die für sechs Jahre gepachteten Weinberge ausrotten und auf Gutdünken mit Samenfrüchten, Futter, Gekräut oder Gartengewächse bepflanzen durfte. Ferner mußte der Steigerschilling zu Martini an die Kellerei in Ehrenbreistein gezahlt werden, ebenso hatte der Steigerer eine Sicherheit zu stellen.
Nachdem die Bedingungen – zu denen der Kurfürst seine „gnädigste Genehmigung” erteilt hatte – allen Anwesenden laut und vernehmlich vorgelesen worden war, wurde zur Versteigerung geschritten. Das erste Stück, ein Weingarten von 2000 Stöck, wurde oben an Niclas Mohr und unten Wilhelm Breitbach zugeschlagen.
Im Jahr 1800 war die Ausrottung der kurfürstlichen Weinberge noch immer nicht abgeschlossen. Der Kurfürst hatte bereits seit einem halben Jahrzehnt seine Residenz in Koblenz verlassen, da das linke Rheinufer französisch geworden war, und lebte als Flüchtling und Bischof von Augsburg in Marktoberdorf im Allgäu.
In einer Aufstellung der Personen die bischöfliche Weinberge ersteigert haben, finden wir folgende Namen: Johannes Kromer, Baltes Warnbach, Johannes Erwen, Görg Breidbach, Jacob Jungbluth, Carl Cotenbachs Wittib, Johannes Strudt und Anton Merz. Einerm Verzeichnis noch hatte Hofrat Fritz oder Fritsch noch im Jahre 1805 Weinberge im Koterberg, Im Aarweg, In der Nieder-Hauckert, Auf dem Hübel, Auf der Luh, Auf dem Preuspel und Auf dem Dritteneimer mit insgesamt 14 600 Stöcke.
Quellen: Staatsarchiv Koblenz, Abt. I C 3338